Wiener Islamologe: „Muslimbrüder sind auch für uns Muslime problematisch“

In einem Interview mit dem „exxpress“ verteidigt der Islamwissenschaftler Amir Zaidan das Vorgehen der österreichischen Behörden gegen die Muslimbruderschaft. Die Gruppe gelte in Europa nicht als gewalttätig, habe jedoch militante Organisationen im Hintergrund.
Titelbild
Demonstration der Muslimbrüder in Jordanien.Foto: KHALIL MAZRAAWI/AFP/Getty Images
Von 23. Juli 2021

Der Gründer des „Islamologischen Instituts“ und von 2002 bis 2012 für die Weiterbildung österreichischer Islamlehrer zuständige Islamwissenschaftler Amir Zaidan hat die österreichischen Behörden bezüglich der „Operation Luxor“ im November des Vorjahres in Schutz genommen.

In einem Interview mit „express.at“ wies er den Vorwurf zurück, die damalige groß angelegte Razzia gegen mutmaßliche Mitglieder und Unterstützer der Muslimbruderschaft wäre ein Ausdruck „staatlicher Islamophobie“.

Bekannter Politologe klagt über PTBS nach Hausdurchsuchung

Diesen hatte unter anderem der renommierte Politikwissenschaftler Farid Hafez erhoben, der neben etwa 60 anderen muslimischen Akademikern auch selbst von einer Hausdurchsuchung betroffen war, in der es unter anderem um Vorwürfe einer „staatsfeindlichen Verbindung“ oder „Geldwäsche“ gegangen war.

Hafez erklärte später unter anderem gegenüber „Al Jazeera“, es habe sich bei der Amtshandlung um einen Versuch der „Einschüchterung“ gehandelt. Seine Familie und sogar seine Kinder litten seit dieser Zeit an Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und hätten im ersten Monat nach der Durchsuchung an erheblichen Schlafstörungen gelitten: „Im ersten Monat hat jeder Lärm, den wir wahrgenommen haben, uns zur Frage veranlasst, ob die Polizei wieder bei uns einbricht“.

Terror auch „Grund genug, Muslimbrüder zu untersuchen“

Amir Zaidan hält die Vorwürfe von Hafez und weiteren Betroffenen für unberechtigt. „Auf keinen Fall würde ich das als Islamophobie bezeichnen“, erklärt der Islamgelehrte. „Wäre der österreichische Staat islamophob, würde er generell gegen Muslime vorgehen. Bestimmte Gruppierungen wie die Muslimbrüder sind aber auch für uns Muslime problematisch.“

Zaidan widerspricht auch der Einschätzung von Hafez, die Regierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz habe die Hausdurchsuchungen im Rahmen eines generellen „repressiven Vorgehens gegen Muslime in Österreich“ veranlasst.

Die Ermittlungen seien nicht von der Regierung, sondern von bereits vor der Ära Kurz im Amt befindlichen Beamten, Richtern und Staatsanwälten angeordnet worden nach entsprechenden Ermittlungen durch den Verfassungsschutz. Die Behörden hätten den Auftrag, die Sicherheit des Landes zu wahren.

Er selbst, so Zaidan, begrüße „jede Arbeit in diese Richtung“. Der Terroranschlag vom 2. November sei „Grund genug, um alle islamistischen Vereinigungen zu untersuchen“, erst recht, wenn diese – wie die Muslimbrüder – „im Hintergrund militante Organisationen haben“.

„Struktur erinnert an Sekte“

Zaidan wirft sowohl Hafez als auch mehreren führenden Persönlichkeiten der „Muslimischen Jugend Österreichs“ (MJÖ) vor, selbst der Muslimbruderschaft anzugehören und dieser gegenüber sogar einen Eid geschworen zu haben. Einige davon seien unter anderem in islamischen Jugend- und Familienberatungen engagiert oder sogar bei einem Verein für Extremismusprävention.

Dabei würden jedoch gerade die einflussreichen Drahtzieher innerhalb des Netzwerks mit ihren Namen kaum in öffentlichen Funktionen in Erscheinung treten. Vielmehr stehe die Unterwanderungsarbeit von Institutionen im Mittelpunkt. Es werde „eine Struktur aufgebaut, die an eine Sekte erinnert“.

Gegen vorschnelle Urteile

Seinen Einblick in die Strukturen verdanke Zaidan eigenen Erfahrungen, die er im Laufe seiner langjährigen Arbeit gesammelt habe. Er war offenbar auch bereit, seine Beobachtungen in Form von Zeugenaussagen vor Polizeibehörden und Gerichten darzulegen – was ihm weitere Anfeindungen eingetragen hätte.

Gleichzeitig kritisiert der Gelehrte vorschnelle Urteile über Vorgänge innerhalb der muslimischen Community, deren Sinn sich Außenstehenden ohne Kenntnisse des Zusammenhangs nicht erschließe. So etwa, als es Ende der 1990er-Jahre in Hessen um die sogenannte Kamel-Fatwa ging, die Zaidan bestätigte und der zufolge es muslimischen Frauen untersagt sei, ohne Begleitung eines Verwandten weiter als die Strecke eines eintägigen Kamelritts von der elterlichen Wohnung zu verreisen.

„Kamel-Fatwa“ war eine Finte

Dass muslimische Schülerinnen deshalb eine Klassenfahrt verpasst hätten, sei von diesen selbst gewünscht gewesen – die in der heutigen Zeit unpraktikable Fatwa habe diesem Ansinnen lediglich eine Grundlage gegeben:

„Es ging in Wahrheit um etwas anderes: Drei volljährige muslimische Schülerinnen wollten bei einer zweiwöchigen Matura-Reise nach Spanien nicht mitreisen, weil sie große Probleme mit dem Leiter der Reise hatten. Der juristische Leiter des Schulamtes sagte mir damals, er könne die Schülerinnen von dieser Matura-Reise nur dann befreien, wenn es dafür gesundheitliche oder religiöse Gründe gibt. Dafür diente dieses Gutachten als Vorwand.“

Zwei Jahre später hat die hessische Regierung unter Roland Koch dieses Gutachten veröffentlicht, um „uns als rückschrittliche Organisation abzustempeln und die Einführung des islamischen Religionsunterrichts zu verhindern“.



Unsere Buchempfehlung

Alle Völker der Welt kennen den Teufel aus ihren Geschichten und Legenden, Traditionen und Religionen. Auch in der modernen Zeit führt er – verborgen oder offen – auf jedem erdenklichen Gebiet seinen Kampf gegen die Menschheit: Religion, Familie, Politik, Wirtschaft, Finanzen, Militär, Bildung, Kunst, Kultur, Medien, Unterhaltung, soziale Angelegenheiten und internationale Beziehungen.

Er verdirbt die Jugend und formt sich eine neue, noch leichter beeinflussbare Generation. Er fördert Massenbewegungen, Aufstände und Revolutionen, destabilisiert Länder und führt sie in Krisen. Er heftet sich - einer zehrenden Krankheit gleich - an die staatlichen Organe und die Gesellschaft und verschwendet ihre Ressourcen für seine Zwecke.

In ihrer Verzweiflung greifen die Menschen dann zum erstbesten „Retter“, der im Mantel bestimmter Ideologien erscheint, wie Kommunismus und Sozialismus, Liberalismus und Feminismus, bis hin zur Globalisierungsbewegung. Grenzenloses Glück und Freiheit für alle werden versprochen. Der Köder ist allzu verlockend. Doch der Weg führt in die Dunkelheit und die Falle ist bereits aufgestellt. Hier mehr zum Buch.

Jetzt bestellen - Das dreibändige Buch ist sofort erhältlich zum Sonderpreis von 50,50 Euro im Epoch Times Online Shop

Das dreibändige Buch „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ untersucht auf insgesamt 1008 Seiten historische Trends und die Entwicklung von Jahrhunderten aus einer neuen Perspektive. Es analysiert, wie der Teufel unsere Welt in verschiedenen Masken und mit raffinierten Mitteln besetzt und manipuliert hat.

Gebundenes Buch: Alle 3 Bände für 50,50 Euro (kostenloser Versand innerhalb Deutschlands); Hörbuch und E-Book: 43,- Euro.

Weitere Bestellmöglichkeiten: Bei Amazon oder direkt beim Verlag der Epoch Times – Tel.: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion